Hinweise zu verbandsfremden Wanderaktivitäten

Eigentlich eine gute Sache, dass sich mehr und immer mehr Bürger für das Wandern interessieren oder sich Organisatoren finden, die solche Anliegen unterstützen wollen.

 

So berichteten mehrere Sportfreunde darüber, dass zunehmend Privatpersonen oder Gruppierungen - manche von ihnen sogar als Vereinen eingetragen - in unserem Vereinsgebiet ganze Wanderprogramme parallel zu den von uns angebotenen Touren an den Bürger zu bringen versuchen. Dazu werben sie in der Presse und auch im Internet. Bei Veröffentlichungen im Internet prüft kaum jemand die Rechtmäßigkeit. Man setzt auf das berühmte Vertrauen. Ähnlich sieht es bei den Redaktionen verschiedenster Presseagentur aus. Ein Bericht oder eine Handlung wird an die Redaktionen eingereicht und dort wird fernab von der Realität oft sogar ein Interview daraus gemacht, ohne dass mit dem Erfinder der Idee überhaupt gesprochen wurde.  Ein "geführtes" Gespräch kommt immer besser an. Der Leser möge es glauben! So entstehen Verwechslungen, Halbwahrheiten oder auch Nur-Erdachtes wird weitergegeben. Die Zeit zum gründlichen Überprüfen wird den Redakteuren von ihren Chefs nicht eingeräumt. Hauptsache: Leser sind angesprochen oder fasziniert.   

 

In der PNN vom 05.02.2015 auf Seite 12  (veranIwortlich Lokalredakteur für Potsdam-Mittelmark / Interviewer Henry Klix) kann man ein typisches Beispiel nachlesen.
Im Internet verfolgbar unter http://www.pnn.de/934475 
oder bei google unter dem Suchbegriff  "Mit Stirnlampe um den Plessower See".

In dem benannten Artikel hagelt es nach Auffassung der Redaktion unseres "Märkischen Wanderboten" nur so von Widersprüchen und Unkorrektheiten von den sich unser Landesfachverband Wandern im Land Brandenburg und zugleich auch als Gebietswanderverband des zentralen Deutschen Wanderverbandes im Land Brandenburg ausdrücklich distanziert.  


Worum geht es ?

Der "interviewte Anbieter erklärte", dass er erstmals eine größere Wanderung für den Werderaner-Potsdam-Berliner-Raum durchführen möchte.
Benennung: "24 Stunden-Wandertag, Werdersches Havelland, Schwielowsee und Kulturlandschaft Potsdam". Teilnehmerzahl: bis 200. 

So etwas hätte es in diesem Gebiet noch nicht gegeben. Aber wo sind nur die über 30 Jahrgänge der bisher jeweils unter den Namen Baumblütenwanderungen, Fonanewanderungen, Heide-und-Seen-Wanderungen, Berliner Frühlingswanderungen, die Potsdamer Wanderweihnachts-Wanderungen und viele andere hin? Viele waren sogar davon mit internationaler Beteiligung. Darüber hat selbst die PNN ihre eigenen Berichte im Archiv. Man denke auch an die Touren zum Turnfest in Berlin, wo wir in Potdam und dem Umland allein über 900 Teilnehmer hatten. Dieser Lokalredaktion ist leider 2012 auch entgangen, dass in ihrem Territorium ein Deutscher Wandertag stattfand.
Kurioserweise will man bisher auch nichts von den Gemeinsamen Wandertagen
der Länder Berlin und Brandenburg gehört haben. In 2015 steht auch hier bereits der
14. Jahrgang an.

Nun preist man im anfangs hier benannten Artikel "Mit Stirnlampe um den Plessower See" eine Veranstaltung an, die den Anspruch erheben soll, eine zentrale deutsche Wanderveranstaltung zu sein. Zudem hat man den Termin exakt auf das Wochenende des Gemeinsamen Wandertages Berlin - Brandenburg von 2015 gelegt. Veranstalter: ein Heimatverein aus Petzow bei Werder/Havel. Vorgesehener Termin: 10./11.10.2015 mit Start in Caputh. Ein erneuter kräftiger Tritt ins berühmte Fettnäpfchen und die schon vorhandenen gemeinsamen Aktivitäten. Nur Veröffentlichungen solcher Art schaden den Gesamtinteressen der Wanderer.   


Der Anbieter wirbt damit, dass er etwas komplett Neues ins Leben gerufen hat. Angeblich käme die Idee aus dem Bundesland Bayern. Doch unsere aktiven   Wanderer von einst kennen das alles im Detail. In der Realität hat man aber einfach ein Konzept aus der ehemaligen CSSR, dem Dresdener/Zittauer Raum und auch aus der Potsdamer-Berliner Region nachgemacht. Es war auch Bestandteil vieler Wanderaktivitäten des ehemaligen DWBO. Die Idee mit der Stirnlampe kommt übrigens aus dem Oderbruch. Darüber hat die Oderzeitung schon vor langer Zeit ausführlich berichtet. Das dazu veröffentlichte Foto stammt von einer ganz anderen Veranstaltung.   

 

Da wird nach über 35 Jahren einfach das "berühmte Rad" neu erfunden. Doch welcher Wanderer möchte schon an den Schönheiten der Weltkulturerbestadt Potsdam im Eiltempo vorbeigeführt werden?  Oder wer findet es toll in unserer reizvollen Kulturlandschaft nur bei Nacht in die dunkle Umgebung zu schauen? Danach durch die Fluren des Havelländischen Obstanbaugebietes bis Ferch bei Nacht. Alles eine wunderschöne Strecke - doch am besten bei blühendem Baumbestand oder reifenden Früchten - aber bei Tage! Nicht nur an die Füße und km denken - auch an die Augen!  

 

Man wibt damit, dass alle angebotenen Touren unter Leitung von durch den Deutschen Wanderverband lizenzierten Wanderführern stehen. Doch der Verein, zu dem sich diese Wanderführer zugehörig fühlen, gehört weder zum Sportsektor des Landessportbundes Brandenburg oder Berlins noch einem Gebietswanderverein des zentralen Deutschen Wanderverbandes an. Wer eine Wanderung führen möchte, braucht auch jemanden, in dessen Auftrag er diese Tour veranstaltet. Er kann natürlich auch sein eigener Auftraggeber sein. Wer eine gültige Lizenz hat, darf natürlich auch privatwirtschaftlich tätig werden, sogar ein Gewerbe anmelden. Aber das Finanzamt möchte dann gern mit im Boot sitzen und prüfen.
Zusätzlich gäbe es noch die zeitweilige GbR (Gesellschaft bürgerlichem Rechts).
Wenn man es bei der GbR bzgl. einer Wandertour hiernach exakt macht, kommt man eigentlich vor Abstimmungen kaum vorwärts, weil eigentlich jeder mit dem Wanderleiter gleichberechtigt über den Ab- und Verlauf der jeweiligen Tour mitbestimmen kann. Das kann dann ein Meeting ohne Ende werden.     

 

Man ignoriert im Artikel einfach des ehrenamtliche bürgerschaftliche Engagement unserer im Vereinsgebiet tätigen Wanderleiter und deren Unterstützer. Dafür verweist man auf die Unterstützung der Tourismusverbände und Fremdenverkehrsvereine der Region (z. B. auf den Tourismusverband Havelland und die Tourismus Mark Brandenburg). Das sind unverwechselbare kommerzielle Unternehmungen, die nur auf Gewinnerzielung arbeiten. Man denke hier nur an die Probleme im Vorfeld der Organisation des Wandertages 2012 in Bad Belzig. Hier wurde letztlich auch die gesamte Abwicklung einer kommeziellen touristischen Unternehmung übertragen.

Nun operieren die Anbieter sogar offiziell mit dem überwiegend kommerziellen Begriff AGB - verweisen nicht auf ihre vereinstypische Satzung. Das sollte auch zu denken geben.
 

Angeboten werden in deren Programmen Wanderungen von unter 10 km bis zu 100 km. So auch ein Titel "Havel 100". Zwischen den Zeilen steht dann: 100 km in 24 Stunden! Nur der Begriff "Langstreckenwanderung" wird tunlichst vermieden. Das war die "Tschechen-Norm" - hieß in 24 Stunden 100 km schaffen - Teile oder sogar mehr davon in äquvivalenter Zeit: z. B. 50 km in 12 Stunden oder die 120 km von  Dresden nach Zittau durch die Sächsische Schweiz und das Zittauer Gebirge in knapp 30 Stunden (alles einschließlich der selbstgewählten Pausenzeiten). Viele ehemalige Veranstaltungsnamen können Kenner hier bestimmt benennen. Auch die Spuren auf "Alten Bahndämmen" sind bei vielen noch in Erinnerung.
Fast alle Sportärzte protestierten damals gegen diese langen Distanzen und die zu erwartenden Spätfolgen für manche Teilnehmer. Doch inzwischen gibt es ja sogar die Iron-Man-Wanderungen mit super langen Strecken für Menschen, die unbedingt wissen wollen, wo ihre Grenzen liegen.
 

Ein ortsansässiger ausgebildeter Wanderführer oder ausgebildeter Journalist sollte auch wissen, dass es fachlich ein Werdersches Havelland nicht gibt. Wir kennen nur ein Werderaner Havelland. "Werder" sind eigentlich die Bezeichnungen für kleine Flussinseln oder trockengelegtes Niederungsland eines Flusses. Wege dorthin oder solche Territorien bekommen die Nachsilbe "sche oder scher". Das Werderaner Gebiet liegt nur am Fluß Havel und ist aber recht hügelig. Ein Teil nennt sich sogar "Glindower Alpen". Nur die eigentliche Insel-Stadtteil von der heutigen Kommune Werder ist ein "Werder". 

 

Ein Blick in die fast versteckten "AGBs"

Allein für die Führung einer Wanderung um 10 km werden durchgängig 5,00 €
bis 10,00 € Teilnahmegebühr verlangt. Sind bei längeren Touren "Versorgung" oder
Urkunde enthalten, kann das laut einer bekannten Auschreibung in Stufen bis 59 € z. B. beim "24-Stunden-Wandern" bei "Havel 100" ansteigen. Der Preis für die Stufen hat fast immer die Ziffer "9" am Schluss - eine tolle Kalkulation. Aber alles außerdem nur in Vorkasse. Das hat mit Ehrenamt wenig zu tun. Bei Teilnahme unserer eigenen Verbandswanderungen zahlt man nur die nicht durch Zuschüsse abgedeckten Effektivkosten. Das liegt dann meist in der Spanne von 0 bis 3 Euro. 


Selbst bei begründeter Nichtteilnahme durch ärztlich bescheinigte Krankheit
besteht man hier auf die Einbehaltung von 15,00 Euro pro Teilnehmer als
Bearbeitungsgebühr - auch bei rechtzeitige Absage. Kostenfreie Stornierungen gibt
 es grundsätzlich nicht - höchstens einen Austausch der Personen ist hier ausnahmsweise zugelassen. Das gilt für alle dortigen Teilnahmemeldungen zu allen Veranstaltungen. Fällt eine Veranstaltung durch höhere Gewalt aus, gibt es auch nichts zurück. Da widerspricht einiges zivilrechtlichen Vorschriften.  Man kann nicht alles auf höhere Gewalt schieben. 

 

Mit der Anmeldung gibt man als Teilnehmer zu viel "Persönlichkeit" an Unbekannte nachweislich frei. Die Veranstalter behalten sich nämlich zusätzlich vor, an befreundete Unternehmung im eigenen Ermessen diese Daten sogar komplett weiterzugeben (Datenverkauf). Die Hinweise auf den allgemeinen Datenschutz werden so zum Flop. Der Teilnehmer muss sogar mit der Anmeldung auf die Rechte am eigenen Foto verzichten.  

Unfall- und Haftpflichtversichungsschutz des Anbieters wird nicht nur eingegrenzt sondern komplett ausgeschlossen. Ein Verein, der Wanderführer beauftragt, muss aber auch für deren evtl. Fehler oder Fehleinschätzungen juristisch einstehen. 

 

Geführte Langstreckenwanderungen sind dazu äußerst problematisch, da das Durchhaltevermögen bzw. die Leistungsstärke der Gruppenteilnehmer zeitlich stets unterschiedlich sind. Deshalb wendet man weltweit dafür Streckenmarkierungen bzw. Streckenskizzen an. Wir haben im Land Brandenburg in unseren Reihen über Jahre  eine 12 bis 15-köpfige Gruppe gehabt, die sich Strecken bis etwa 60 km auf internationalen und nationalem Terrain stets erfolgreich zutraute. Wir können also gesichert mitreden! Auch Jakobswege und Trekking im Hochgebirge sind uns nicht fremd!

 

Dem "Lockhinweis", dass die angekündigte "Großveranstaltung" unter der Schirmherrschaft des Sozialministers Günter Baaske stehen soll, sollte man auch nachgehen. Die letzten Landtagswahlen in Brandenburg sind schon länger her - waren am 14.09.2014. Ab dem Herbst des letzen Jahres gibt es eine Sozialministerin. Herr Baaske ist Minister für den Bereich Bildung, Jugend und Sport. Der "Sport-Minister" Brandenburgs oder der Vertreter des Senats von Berlin oder ein Beauftragter dieser "Resorts" eröffnete stets den "Gemeinsamen Wandertag Berlin-Brandenburg". Da passt auch garantiert ewas nicht zusammen in den Aussagen bzw. Veröffentlichungen. Falsche Persönlichkeit am falschen Ort.  


Da diese Wanderung von keinem Mitgliedsverein des Deutschen Wanderverbandes organisiert wird, könnern die erbrachten Leistungen auch nicht auf die Erfüllung der Bedingungenm zum Deutschen Wanderabzeichen angerechnet werden. 

 

Wir können also nur empfehlen, bei solchen Angeboten genaustens hinzusehen, bevor man sich anmeldet! 

Beim Gemeinsamen Wandertag Berlin - Brandenburg zahlt man übrigens gar kein Startgeld - unterschreibt auch nichts.Trotzdem darf man eine Urkunde mit nach Haus nehmen. Eine Anrechnung für das Deutsche Wanderabzeichen kann hier auch erfolgen. Die Krankenkassen freuen sich über diese Aktivität. Es kann bei Bestätigung einen Bonus zurück geben (Geld oder Sachwerte). Ohne Träger einer Wanderveranstaltung oder Organisator solcher Aktivitäten, der nicht über Gebietswandervereine Mitglied des zentralen Wanderverbandes ist, fällt diese Möglichkeit weg. Wanderungen über kommerzielle Unternehmungen zählen als Privattouren und werden nicht gewertet.
Wer Potsdam und Umgebung genauer erkunden möchte - nicht "nur durchjagen will" - melde sich bei den ortsansäßigen Wandervereinen unseres Brandenburgischen Wandersport- und Bergsteiger-Verbandes e. V. zu deren Veranstaltung oder vereinbare individuell einen Termin. Das haben schon viele gemacht und waren stets erfreut. Mit Vermittlung des zentralen Deutschen Wanderverbandes wurden auch schon Ferienwanderungen in diesem Territorium durchgeführt.   

 

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Ähnliche Aktionen lief auch schon bei Single-Partneragenturen. Der Deutsche Wanderverband bekam Geld für die Schaltung von Werbungen für diese Singlebörsen  

auf seinen Internetseiten. Die Anbieter riefen über diese DWV-Plattform zu Single-Wanderungen auf. Da zahlten dann Teilnehmer an einer Wanderung unter Führung von "gekauften" lizenzierten Wanderführern bis 60 Euro für eine vierstündige Wandertour, die in einer Gaststätte zum näheren persönlichen Kennenlernen endete. Die privaten Spesen in den zum Schluss angesteuerten Gastlichkeiten waren natürlich nicht im Grundpreis enthalten. Eine Idee für unsere Gruppen - vielleicht geht es billiger!
 

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Auch in underem Regionalbereich der Deutschen Bahn werden regelmäßig vom Inhalt her sehr schöne Wandertouren angeboten. Die Teilnehmer oder Gruppen brauchen sich nur anmelden. Der Rest wird meist organisiert. Aber pro Teilnehmer wird das Vorhaben dann etwa 30 Euro teurer. Personengebundene Fahrkarten können dabei den Gesamtpreis bei Bahntouren innerhalb des VBB-Gebietes um etwa 6 Euro reduzieren. Wohl doch besser selber organisieren!    

 

 

 

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