| Aus dem Vereinleben unserer Mitgliedsvereine
Eine Radwanderwoche beim SSV PCK Schwedt im Spreewald
Text : Bärbel Golk, Berkholz - Fotos: Manfred Handke
Theodor Fontane stellte seinem Reisebericht zum Spreewald diesen Vers voran:
"Und dass dem Netze dieser Spreekanäle,
Nichts von dem Zauber von Venedig fehle,
Durchfurcht das endlos wirre Flußrevier
In seinem Boot der Spreewalds-Gondolier"
Unter diesem Motto machten sich 17 Wanderer der SSV PCK 90 e.V. mit ihren Drahteseln auf dem Weg in den Spreewald. Geplant und organisiert wurde die Radwanderwoche von
unserem Wanderfreund Manfred Handke. Gestartet sind wir am 08.07.2016 mit der Bahn von Schwedt nach Lübbenau, von dort mit dem Rad mit einem Stopp im Lagunendorf Lehde und nach einer Stärkung weiter in Richtung Burg. In der Pension "Hafenblick", die für die nächsten Tage unser zu Hause sein sollte, bezogen wir unsere Zimmer. Am Abend trafen wir uns zur ersten Tourenberatung.
Gestartet sind wir am nächsten Tag über eine 25 Km - Strecke nach Straupitz mit der Besteigung des 27 m hohen Bismarckturmes. Von dort hatten wir einen fantastischen Ausblick über die Spreewaldlandschaft.
Ein Besuch des Kräutergartens schloss sich an. Angekommen in Straupitz besichtigten wir die ansässige Ölmühle, in der nach traditioneller Art, überwiegend in schwerer Handarbeit, Leinöl hergestellt wird.
Auch die Korn - und Sägemühle waren interessant.
Nach unserer Rückkehr am Nachmittag nach Burg hatten wir hier die Gelegenheit, über den Spreewälder Handwerker - und Bauernmarkt zu schlendern. Böttcher und Korbflechter, Hufschmied sowie Glasschleifer, Trachtenstickerei, Imker und viele mehr gewähren Einblick in jahrhundertealte Techniken.
Als am Abend auf den Fließen Ruhe einkehrte, trafen wir uns zu einer romantischen Mondschein - Kahnfahrt und sogar mit Mond. Es war ein unvergessliches Erlebnis.
Am nächsten Tag führte uns eine 50 Km - Tour zu den Fischteichen nach Peitz und weiter in das Storchendorf Dissen mit einer wunderschönen Fachwerkkirche.
Der Montag war ein fahrradfreier Tag. Er begann mit einer
Der nächste Tag führte uns zu einem Giganten der Technik im Ort Lichterfelde:
Die Slavenburg Raddusch war das Ziel unserer Fahrradtour am Mittwoch.
In einer Ausstellung interessierten wir uns über die Geschichte der ca. 1000 jährigen Burganlage und über die damalige Kultur.
In einem Barfuß - Park konnte dann jeder seine Füße und Reflexzonen auf verschiedenen Untergründen, wie große und kleine Steine, Hölzer und Glasscherben testen.
An unserem letzten gemeinsamen Abend in Burg trafen wir uns im "Spreewaldbahnhof", einer urigen Gaststätte. Die kann ich bei einem Besuch im Spreewald nur empfehlen.
Abschließend möchte ich mich im Namen aller Radler bei unseren "Rudelführer" und Organisator Manfred Handke für die schöne und lehrreiche Woche, in der wir bei tollem Wetter 140 km geradelt sind, recht herzlich bedanken.
Auf der Heimfahrt hatten wir die Herausforderung, bei starken Regenwetter die Strecke Burg - Lübbenau zu meistern. Der Himmel sah genauso traurig aus wie wir, weil eine schöne Woche zu Ende ging. * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
Wanderung durch den Sukzessionspark Text und Fotos von Empor Cottbus (leicht redaktionell überarbeitet)
Pünktlich um 10 Uhr konnten wir unsere Wanderung durch den Sukzessionspark (Sukzession = Biologische Entwicklungsreihe) der Lieberoser Heide auf den Wanderparkplatz an der B168 zwischen Turnow und Lieberose mit einer kurzen Einführung zur gesellschaftlichen Entwicklung der Stadt Lieberose, die 1295 erstmals urkundlich erwähnt wurde und die in ihrer Liste der Standesherren auch unseren Reinhard von Cottbus in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts führte, beginnen.
Die Lieberoser Heide entstand im Ergebnis der Warschauer Eiszeit und des Warschau-Baruther-Urstromtals vor ca. 12 000 Jahren.
Es folgte Nutzung als Truppenübungsplatz (TÜP). Anfang Mai 1942 fand ein Großbrand statt, der eine Woche wütete. Ca. 2 000 ha Kiefernwald fielen ihm zum Opfer Hinsichtlich der Ursache kursieren unterschiedliche Meinungen: Blitzeinschlag, Bombenabwurf, fahrlässiger Umgang mit Lagerfeuer durch die Waldarbeiter bzw. die SS-Bewacher des im Jamlitz betriebenen Konzentrationslagers. Durch seine Inhaftierten sowie französische und russische Kriegsgefangene musste der TÜP "Kurmark", der SS eingerichtet werden. Ab 1945 übernahmen die Russen den 'TÜP, der bis Mitte der 50er Jahre temporär betrieben wurde. Dann entstanden die "Kommandantur Steinberg", die "Kaserne Drachhausen" mit einer Fassung von ca. 3 500 Soldaten plus Kriegsgerät sowie das "Lager Staakow°. Danach fand das Kriegsspielen rund um die Uhr statt.
Danach kam die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg.
Aushängender Plan des Sukzessionsparks
Inzwischen waren auch unsere Radler, die die reichlich 20 Kilometer von Cottbus erstrampelt hatten, eingetroffen. Dadurch machten wir uns zu 25 Personen auf den Weg ins Gebiet östlich der B168. Entsprechend unserer Absprache mit der Außenstelle Lieberose der Stiftung erging die Aufforderung an unsere Teilnehmer, den Pfad und später den Wall nicht zu verlassen und nicht auszuschwärmen. Die Stiftung hat zwar seit ihrer Existenz 480 t Munition und Schrottreste gesammelt und abgefahren, übernimmt aber keine Garantie, alle Munition erfasst zu haben. Auch der Hinweis, dass wir uns in einem Zeckengebiet bewegen und eine gründliche körperliche Absuche erfolgen sollte, wurde gegeben.
In Straßennähe führte unser Weg zunächst durch die Entwicklungsstufe "Pionierwald", bestehend aus aufwachsenden Kiefern und vereinzelten Birken. Nach gut 500 Metern lichtete sich dieser Wald und ging in Grasland über. Beim Gras handelt es sich um das nährstoffarme Silbergras, das auch von den Schafen wegen seines Nährstoffgehaltes nicht gefressen wird. Es ist ein Pionieransiedler und mit einem großen Wurzelballen ausgestattet damit keine Feuchtigkeit verloren geht. Den Namen hat es von seiner silberweißen Blüte. Diese Silbergrasfläche erstreckt sich soweit das Auge reicht.
Die Silbergrasfläche
Für den sichtbaren Unterschied Grasfläche, Heide und Pionierwald nach nunmehr 25-jähriger Brache gibt es unterschiedliche Meinungen. Die Wissenschaftler, wie Dr. Meißner von der Stiftung7 begründen das mit dem nährstoffarmen Sandboden und dem extrem niedrigen Grundwasserspiegel. Einwohner aus den umliegenden Dörfern, wie Blasdorf, Drachhausen, Turnow u.a. meinen dagegen, die Russen haben hier nach amerikanischem Vorbild, siehe Vietnam, mit Chemiewaffen experimentiert.
Auf unserem Weg bis zum Wall, einer Aufschüttung zum Schutz der Panzer, hatten wir noch eine besondere Sichtung. In einer Vertiefung, sie könnte ein Soldat einst als Schützenlach gebuddelt haben, wuchs ein Traubenkirschbaum. Er fällt durch sein hellgrünes Blattwerk in der sonst baumlosen Steppe auf. Dieses Exponat aus Nordamerika, auch schon als "Waldpest" verschrien, ist hochgiftig. Schon manches Reh oder Schaf, welches an seinen Zweigen und Blättern genascht hat, ist daran verendet. Selbst der Kern der Frucht ist giftig, nur das Fruchtfleisch kann man essen. Wo sie einmal wächst ist sie schwer zu beseitigen. Selbst das kleinste Wurzelstück bringt einen neuen Strauch oder Baum hervor.
Weil wir uns auf den Pfad beschränkten, konnten wir nur auf die „Fangtrichter“ des Ameisenlöwen verweisen. Der Löwe ist eine Larve, die vom Fang und Verzehr von Ameisen und anderen kleinen Insekten, die sich in seinem angelegten Trichter im Sandboden fangen, lebt. Unser Ausgrabungsversuch gelang, wir konnten unseren Teilnehmern ein ausgegrabenes Exemplar präsentieren. Er ist mit einer gewaltigen Kiefernzange ausgerüstet, die jedes Insekt im Trichter sicher packt. Die Larve ist eine Vorstufe der Ameisenjungfer. Die Jungfer ähnelt einer Kleinlibelle und ist nachtaktiv. Ihre Lebensdauer endet nach dem Jungfernflug - sprich Suche nach dem Männchen - und der Eiablage. Nach maximal vier Wochen haucht sie ihr Leben aus. Damit endet der zweijährige Lebens-zyklus, bestehend aus Ei, Ameisenlöwe, Kokon und Ameisenjungfer.
Das gemeinsame Vorkommen von Silbergras mit Frauenhaar-und Bechermoos sowie der Rentierflechte konnten wir nur an Hand früherer Bilder von Uns zur Kenntnis geben. Das die Flechte nicht nur als Rentierfutter Verwendung findet, sondern auch zur Aquavitbrauerei eingesetzt wird, war neu.
Dann hatten wir den Wall erreicht. Er ermöglichte uns einen Rundblick über die Silbergrasfläche und zeigte uns am Horizont die aufsteigenden Dampfwolken des Kraftwerks Jänschwalde.
Im großen Bogen führte uns der Wall zurück zum Pionierwaldstreifen entlang der B168. Auf ihm waren zahlreiche Spuren von Rot- und Rehwild zu sehen. Aber auch hundeähnliche Spuren waren da. In der Lieberoser Heide ist auch ein Wolfsrudel heimisch. Es besteht aus den beiden Alttieren sowie drei der vier Welpen des Vorjahres. Eins ist verstorben. Der diesjährige Wurf ist zwar da, über seine Größe gibt es noch keine Aussage.
Auf dem Wundstreifen, er soll mal Fahrradweg von Turnow bis Lieberose werden, ging es zurück zum Wanderparkplatz. Die Trinkpause nutzten wir, um eine Erklärung zu den 15 Hektar des Sukzessionsparks zu geben. Als Höhepunkte enthält er das Landschaftsfenster, den zum Sukzessionskreis umgestalteten Hubschrauberlandeplatz, und den Generalshügel, im Volksmund Feldherrenhügel, zu DDR-Zeit amtlich Warschauer Hügel genannt.
Das Landschaftsfenster gibt den Blick frei auf die nordwestliche und westliche Begrenzung des TÜP mit den Liebitzer Bergen (103 m) und der Endmoräne bis Butzen und Byhlen mit den Cottbuser Berg (100 m). Der Hubschrauberlandeplatz ist umfunktioniert und stellt die 5 Stufen der Subzession daE. Die Stufen Sandwüste, Grasland und Pionierwald sind schon genannt. Bleiben die Stufen Heide und Mischwald übrig. Die Heide wird in unseren Breiten durch die Calluna vulgaris, der Besenheide, gebildet. Für die Glockenheide fehlt der maritime Klimaeinfluss.
Der Mischwald mit seinem besseren Klimaeinfluss zeichnet sich durch einen höheren Anteil von Laubbäumen aus. Die Blätter und Äste der Laubbäume schmecken aber auch dem Reh- und Rotwild besser. Dadurch tritt bei fehlenden Gatter ein sichtbarer Verbiss auf. Der Kreis ist erst im Vorjahr angelegt, dadurch ist der Anspruch an die gepflanzten Laubbaume und Besenheide gering. Als Letztes blieb uns der Aufstieg auf den Feldherrenhügel.
Der 7 m hohe Feldherrenhügel mit einer Tribüne wurde 1970 anlässlich des Manövers "Waffenbrüderschaft" angelegt. Das Manöver wurde von dort von Leonid Breschnew, Walter Ulbricht, Erich Honecker und anderen Staatschefs der Warschauer Vertragsstaaten beobachtet.-
70 000 Soldaten mit ihren Kriegsgeräten übten hier die Abwehr eines Natoangriffs auf die DDR. Heute stehen Generalshügel und Tribüne nach der Rekonstruktion unter Denkmalsschutz. Nach dem Aufstieg und dem Blick über das Landschaftsfenster stand nur noch der Abstieg und der Rückweg zu unseren fahrbaren Untersetzern an.
Den Abschluss bildete der gemeinsame Mittagsbesuch gegen 13 Uhr im Gasthof "Kastanienhof", der seit 1896 familiengeführt ist, in Turnow. Auch dabei hatten wir, genauso wie mit der Auswahl unseres Wandergebietes, voll ins Schwarze getroffen.
Und noch ein Wort zum Ameisenlöwen. Er hat den von uns vorbereiteten Trichter angenommen und sofort mit dem Eingraben begonnen. Nach etwa 5 Minuten war er im losen Sand verschwunden.
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Einstimmung
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